Ich war zwölf Jahre alt, als ich ein altes Buch mit dem Titel Hypnose fand. Was mich sofort in den Bann zog, war nicht der Titel – mit dem konnte ich damals gar nichts anfangen – sondern die Schrift. Diese altdeutsche, beinahe geheimnisvolle Typografie. Ich verstand vieles nicht, aber ich las es immer wieder, einfach, weil diese Schrift mich faszinierte. Und langsam begann etwas in mir zu erwachen: eine Neugier, ein Fragen nach Dingen, von denen ich vorher noch nie gehört hatte.
Es war 1967. Informationen waren rar, das Wort Hypnose fiel nicht in Schulbüchern, und auch nicht in Gesprächen unter Erwachsenen. Wenn ich Fragen stellte, bekam ich vage Antworten – von gefährlich bis „damit spielt man nicht“. Das machte es für mich nur noch spannender.
Mit Freunden versuchte ich, das Gelesene irgendwie nachzuvollziehen. Wir wollten diese Zustände erreichen, von denen da die Rede war – aber uns fehlte jegliche Anleitung. Es blieb beim Versuch.
Vier Jahre später entdeckte ich an einem Bahnhofskiosk ein weiteres Buch: Hypnose, Yoga, Suggestion. Dieses Buch enthielt erstmals praktische Hinweise – einfache Übungen, konkrete Beschreibungen. Damit konnte ich einen Freund begeistern, und wir starteten neue Versuche. Und tatsächlich: Es funktionierte. Wir experimentierten miteinander, tauschten uns aus, fanden andere, die interessiert waren. Nur mit den Erwachsenen – da war kein Rankommen. „Unsinn“, sagten sie. „Unnötig“, „Humbug“, „Zeitverschwendung“.
Ein Jahr später stieß ich auf den Selbstlernkurs Moderne Hypnosetechnik von Tony Gaschler. Ich glaube, es gibt ihn heute noch, in überarbeiteter Form. Dieser Kurs war für mich ein Durchbruch. Jetzt ging es richtig los: posthypnotische Phänomene, Sinnestäuschungen, Suggestionen. Die Theorie wurde lebendig, spürbar. Ich war sechzehn.
1975 nahm ich zum ersten Mal an einem Praxisseminar teil. Ich war voller Erwartungen – und wurde enttäuscht. Alles war strikt vorgegeben, Texte durften nur abgelesen werden, eigene Ideen waren nicht erwünscht. Ich war der Jüngste im Raum, zwischen Ärzten und Heilpraktikern, und ich traute mich nicht, aus dem Rahmen zu fallen. Vielleicht ging es den anderen genauso – oder sie hielten es tatsächlich für „so muss das sein“.
Aber ab diesem Moment wusste ich: Ich will Hypnose auch für andere zugänglich machen. Zuerst in Form von Selbsthypnose, später auch in der Arbeit mit anderen Menschen.
Ein Wendepunkt kam, als ich eine Fernsehdokumentation von Thorwald Detlefsen über Reinkarnation sah. Plötzlich verband sich Hypnose für mich mit etwas Größerem – mit dem Zugang zu tieferen Ebenen des Seins, jenseits der reinen Technik.
2014, nachdem ich selbst inzwischen unzählige Seminare gegeben hatte, besuchte ich ein weiteres Seminar – diesmal in Brasilien, bei Prof. Dr. Antonio Carreiro. Und obwohl ich längst als Hypnose-Ausbilder tätig war, veränderte dieses Erlebnis noch einmal meinen Blick auf die Hypnose grundlegend.
Ich wurde erinnert – an meine Anfänge, an den alten Mesmerismus, an das, was vor den modernen Begriffen lag. An die persönliche Schulung, an Gedankenkontrolle, an Charakterveredelung. An das, was Hypnose jenseits der Technik ausmacht: die Übertragung von Bewusstseinsinhalten, die Qualität der inneren Haltung – und die Bedeutung der Lebensenergie.
Es war, als würde sich ein Kreis schließen.
Und doch ist es kein Ende – sondern eher ein Anfang, immer wieder neu.